
Der Ausstieg aus einer destruktiven Beziehung fällt so schwer, weil viele emotionale, psychologische und praktische Faktoren eine Rolle spielen, die wir meist noch nicht ausreichend reflektiert haben.
Destruktive Beziehungen laufen oft nach einem "Hoffnung – Enttäuschung – Versöhnung"-Muster ab. Nach toxischen Phasen folgen auch schöne Momente, die Hoffnung geben, dass sich alles bessert. Diese Dynamik macht es schwer, loszulassen. Wir sind in emotionale Abhängigkeit geraten.
Menschen in solchen toxischen Beziehungen werden immer wieder manipuliert oder herabgewürdigt. Dadurch glauben sie, sie hätten nichts Besseres verdient oder könnten ohne den Partner nicht zurechtkommen, ihr Selbstwertgefühl leidet darunter, sie trauen sich nichts mehr zu.
Auch kann die Angst, alleine zu sein, größer erscheinen als das Leiden in der Beziehung. Besonders, wenn man sich isoliert fühlt oder wenig soziale Unterstützung hat. Mancher fühlt sich verantwortlich für den Partner oder hat das Gefühl, er müsste die Beziehung "retten" und gerät auf diese Weise in ein inneres Dilemma.
Häufig spielt auch Manipulation eine Rolle. Der Partner verdreht die Realität: "Du übertreibst", "Ohne mich schaffst du es nicht", sodass der Betroffene an sich selbst zweifelt und die eigenen Emotionen in Frage stellt.
Bei gewalttätigen oder kontrollierenden Partnern besteht manchmal eine reale Gefahr, dass der Ausstieg eskaliert. Deshalb sollte man den Ausstieg gut vorbereiten, einen sicheren Plan entwickeln und eventuell Hilfe von außen holen.
Den Ausstieg aus destruktiven Beziehungen in 8 Schritten planen

Die Realität anerkennen
Die Realität anzuerkennen bedeutet, die Beziehung so zu sehen, wie sie wirklich ist, ohne sie durch Hoffnungen, Illusionen oder Ausreden zu beschönigen.
Gibt es wiederkehrende Konflikte oder verletzende Verhaltensweisen in der Beziehung?
Gibt es Momente oder Phasen des Respekts, der Wertschätzung und Sicherheit oder
Überwiegen die negativen Gefühle (Angst, Schmerz, Enttäuschung)?
Verharmlosung und Rechtfertigung hinterfragen
Manchmal neigen Menschen dazu, destruktive Verhaltensweisen zu entschuldigen und zu verharmlosen. „Er/Sie meint es nicht so.“, „Es ist meine Schuld.“, „Es wird bestimmt besser.“
Sind diese Gedanken realistisch oder dienen sie dazu, schmerzhafte Erkenntnis zu vermeiden?
Eigene Bedürfnisse und Grenzen anerkennen
Es ist wichtig, die eigenen Bedürfnisse und Grenzen innerhalb einer Beziehung zu kennen und wahrzunehmen.
Fühlt man sich gesehen und gehört?
Besteht beiderseitiger Respekt?
Gibt es ausreichend Freiräume?
Akzeptieren, dass Veränderung oft ein langer Weg ist
Viele Menschen hoffen, dass der Partner sich ändert, aber destruktive Muster sind tief verwurzelt. Am Anfang einer Verhaltensänderungen stehen Einsicht und Eigeninitiative. Oft wird auch professionelle Hilfe nötig. Allerdings hat man in der Realität wenig Einfluss auf die Veränderungsbereitschaft des Partners.
Ehrlich mit sich selbst sein
Die Realität anzuerkennen, bedeutet oft, eine Illusion aufzugeben und sich mit Unsicherheiten und Verlustgefühlen auseinanderzusetzen. Es kann schmerzhaft sein, aber es ist der erste Schritt zu persönlicher Freiheit und Heilung.
Unterstützung suchen
Hilfreich ist es, sich von Anfang an, Unterstützung zu suchen. Seien es vertrauenswürdige Freunde, die Familie oder eine Beratungsstelle. Externe Perspektiven helfen häufig, die eigene Situation klarer zu sehen.
Einen Plan erstellen
Wo kann man hingehen?
Wie kann man sich emotional und finanziell absichern?
Was ist vorzubereiten, bevor man gehst?
Falls physische oder psychische Gewalt im Spiel ist, ist es ratsam, eventuell mit Hilfe von Beratungsstellen oder der Polizei den Ausstieg zu planen.
Kontakt reduzieren oder abbrechen
Es empfiehlt sich, Telefonnummern zu blockieren, sich aus sozialen Medien zu entfernen und Orte zu meiden, an denen man der Person begegnen könnte. Falls Kinder involviert sind, empfiehlt es sich, den Kontakt klar über Anwälte oder Mediation zu regeln.
Emotionale Heilung zulassen

Hat man all dies überstanden, beginnt häufig eine Zeit, in der es im Vordergrund steht, sich
mit den eigenen Gefühlen auseinanderzusetzen, sie zuzulassen. Dies ist besser, als sie zu verdrängen oder alte Muster zu wiederholen. Es ist ein Prozess, in dem man sich selbst erlaubt, zu trauern, loszulassen und sich neu aufzubauen.
Hier sind einige wichtige Aspekte:
Den Schmerz anerkennen
Viele versuchen, sich sofort abzulenken oder so zu tun, als wäre nichts passiert. Aber Heilung beginnt damit, die Trauer, Wut oder Enttäuschung zu akzeptieren, anstatt sie zu unterdrücken. Es ist okay, verletzt zu sein – das bedeutet nicht, dass du schwach bist.
Die eigenen Gefühle verstehen
Dies kann geschehen, in dem man sich liebevoll und fürsorglich sich selbst zuwendet.
Was genau tut weh?
Welche Ängste oder Sehnsüchte hängen damit zusammen?
Welche Glaubenssätze aus der Beziehung beeinflussen noch das eigene Denken?
Alte Wunden verbinden
Destruktive Beziehungen berühren oft tiefere Muster aus der Vergangenheit (z. B. Kindheitserfahrungen oder längt vergangene Ängste). Therapie und Selbstreflexion können helfen, diese Muster zu erkennen und zu verändern.
Die Vergangenheit loslassen
Der Schmerz wird nicht von heute auf morgen verschwinden. Aber allmählich wächst man in ein neues Lebensgefühl hinein. Dabei ist Heilung kein geradliniger Prozess – es gibt gute und schlechte Tage. Aber jeder kleine Schritt ist ein Fortschritt.
Neue Perspektiven schaffen
Allmählich lassen sich dann auch Dinge finden, die wirklich glücklich machen – Hobbys, neue soziale Kontakte, persönliche Ziele. Dies darf neuen Raum im Leben einnehmen.
Ulrike Englmann Traumatherapie & Trauerbegleitung, Nürnberg Fürth Erlangen und online.
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